Das Yoga ist eine über drei Jahrtausende alte körperliche
und geistige Praxis, die ihren Ursprung im heutigen Indien hat. Aus der
Erfahrung vieler Generationen entstand mit dem Yoga ein umfassendes
System einer großen Vielzahl unterschiedlichster Übungen.
Das Ziel all dieser Übungen ist es, die großartigen
Möglichkeiten zu erschließen, die uns der menschliche
Körper und der menschliche Geist bereit halten und diese beiden
Aspekte des Menschen in Gleichklang zu bringen und so eine
günstige Entwicklung des Übenden auszulösen. Das Yoga
ist eine Praxis, die jedem offen steht, unabhängig von seiner
religiösen Ausrichtung oder der Ablehnung einer Religion. Eine im
Westen beliebte Richtung des Yoga ist das auch von mir unterrichtete
sehr körperbetonte Hatha-Yoga.
Die körperliche und geistige Verfassung des Menschen erfährt
durch Hatha-Yoga eine deutlich spürbare Stärkung und
Belebung.
Die Vorläufer des Hatha-Yoga selbst waren zunächst reine
Körperübungen zur Unterstützung anderer Yogapraktiken,
wie z.B. der Meditation und des Pranayama (Atemübungen). Nach und
nach wurden die übungen und Haltungen (Asanas) vielfältiger
und eigenständiger, bis sich das Hatha-Yoga schließlich als
eine eigene Yogarichtung ausprägte.
Dennoch ist auch das Hatha-Yoga keinesfalls eine rein körperliche
Praxis. So ist eine kraftvolle Atmung notwendig für die mitunter
fordernde Asanapraxis. Schließlich bedarf es der Aufmerksamkeit
des Geistes, um die richtige Ausrichtung des Körpers zu erreichen
und beizubehalten. Auf diese ganz bodenständige Weise kommen
Körper, Atmung und Geist näher zu einander.
Die Besonderheit der Yogapraxis liegt in der umfassenden positiven
Veränderung, die sich meistens von der ersten Stunde an Stück
für Stück in allen möglichen Bereichen vollzieht.
So stellt sich nach den ersten Stunden ein ganz direktes
körperliches Wohlgefühl ein. Nach einigen Wochen der Praxis
werden die zunehmende Beweglichkeit von Gelenken, Wirbelsäule und
Muskulatur und das Verschwinden von muskulären Verspannungen
wahrnehmbar. Es folgt eine steigende Körperkraft. Mit
weitergehender Praxis verbessert sich die Körperhaltung und es
wird eine andauernde feine innere Belebung zu spüren sein. Die
Muskulatur verstärkt sich nach etwa einem halben Jahr. Eine
wesentliche Veränderung stellt sich auch bei der Atmung ein. Eine
flache Brustatmung entwickelt sich allmählich hin zu einer tiefen
Atmung unter Ausnutzung des ganzen Lungenvolumens. Bei mehrmonatiger
Ausdauer in der Praxis bleibt die Atmung selbst bei körperlicher
Anstrengung gleichmäßig tief und ruhig, was die
Leistungsfähigkeit steigert. Nach und nach stellt sich bei dem
Übenden eine innerliche Festigung der psychischen Verfassung ein,
die mit einer lebendigen Gelassenheit umschrieben werden kann. Die
Bewältigung der täglichen Aufgaben wird erleichtert und auch
größere schwere Aufgaben, die jeder Lebensweg immer wieder
bereit hält, werden auf einer festen Grundlage innerer Stärke
angenommen.
Das Yoga erzeugt einen Vorrat und ein Potential an Energie, das
befähigt, äußere und innere Belastungen und nachteilige
Einflüsse auszuhalten, innere Veränderungen in Angriff zu
nehmen und trotz Beschwerlichkeiten die Verantwortung für die
eigene Entwicklung in die Hand zu nehmen und diese voran zu treiben.
Das schließlich einsetzende innere Wachstum setzt sich in einer
positiven Veränderung in der äußeren Umgebung des
übenden Menschen fort.